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Magazin Bericht: Ausstieg einer Zwangsprostituierten

Tron

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Reni wäre gerne Malerin

Reni zeigt stolz ihre lackierten Fingernägel. Knallig hellblau sind sie und mit winzigen Strass-Steinchen verziert. Das hat nicht nur mit Kosmetik zu tun. Wenn Reni Stress hat, wenn die Vergangenheit sie überwältigt oder die Sorge um ihre Zukunft, „dann esse ich meine Nägel“, sagt die 27-Jährige. Aber Reni will ihr Leben wieder in den Griff bekommen. Schöne Fingernägel sind da wichtig für ihr Seelenwohl.

Reni (Name geändert) sitzt auf einer Parkbank. Es ist ein trüber Novembertag. Immer wieder muss sie husten. Das macht ihr Schmerzen. Die junge Frau musste als Jugendliche ihre Schule ohne Abschluss verlassen, weil ihre Familie kaum Geld hatte. Untergekommen ist sie dann in verschiedenen Fabriken. „Ich musste viel nachts arbeiten, da war es immer kalt, das hat meine Bronchien kaputt gemacht.“
„Doch dann stand ich auf der Straße, hatte Hunger und Durst und wusste nicht, wo ich schlafen sollte.“

Berichte zu Bericht: Ausstieg einer Zwangsprostituierten im Freierforum Reni zu ihrer Situation nach der Flucht aus dem Bordell

Wie viele Frauen aus Osteuropa hat auch Reni von einer besseren Zukunft in Deutschland geträumt. Vor zwei Jahren kam sie in die Bundesrepublik – von falschen Versprechungen gelockt. Und fand sich in einem Bordell wieder. Erst nach vier langen Monaten konnte sie schließlich fliehen. „Doch dann stand ich auf der Straße, hatte Hunger und Durst und wusste nicht, wo ich schlafen sollte.“

Reni hat einen fremden Mann um Essen angebettelt. „Der wollte mich dann in ein Lokal einladen“, erzählt sie. Doch die junge Frau hatte Panik, Sie hatte schon zu viele schlimme Erfahrungen mit gewalttätigen Männern gemacht. Dennoch: Dieser war anders. Er meinte es tatsächlich gut mit ihr. „Er hat mir ein Gespräch mit einer Frau vermittelt. Gemeinsam sind wir dann zur Polizei.“

Heute lebt Reni in einer Wohngemeinschaft und erhält Asylbewerberleistung. Das sind gerade mal 50 Euro in der Woche. „Ab und zu einen Cappuccino trinken zu gehen, ist ein Luxus“, sagt sie und lächelt verlegen. Freunde unterstützen sie beim Schreiben von Bewerbungen. Reni hofft, dass sie bald eine Arbeit in der Gastronomie findet.

Aber am allerliebsten wäre sie Malerin. „Das kann ich sehr gut“, sagt sie, und die Unsicherheit weicht aus ihrem Gesicht. In ihrer Jugendzeit hat sie hauptsächlich Bleistiftzeichnungen gefertigt. Für gute Mal-Utensilien fehlt ihr das Geld. Aber wenigstens mal einen richtigen Aquarellkurs besuchen, das ist für die 27-Jährige ein großer Traum.

Wenn sie als Malerin Geld verdienen würde, schwärmt Reni, würde sie sofort ihre Familie nach Deutschland einladen. Die Mutter, die Oma, die beiden Brüder. Mit ihrer Mutter telefoniert sie regelmäßig. Die ist herzkrank. Reni sorgt sich um sie. „Auch deshalb darf sie meine wahre Geschichte nie erfahren.“


Mainpost, 10.12.2010

 
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