Tron
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MAINZ - Die Plastik-Blues-Brothers auf dem Balkon des „Crazy Sexy“ in der Bahnhofstraße sind Geschichte. Sie sind am Donnerstag, nach vielen Jahren des Tanzens über dem Eingang des einzigen innerstädtischen Bordells, im Müllcontainer gelandet.
Wir wollen dem Haus ein neues Gesicht geben“, sagt Stefan* am Freitagnachmittag. Er ist für das Marketing dieses Etablissements und weiterer in Frankfurt und Umgebung verantwortlich. „Morgen früh zur Eröffnung schweben rot-weiße Luftballons auf dem Balkon im Wind.“ Ab zehn Uhr ist dann unter neuer Führung wieder Betrieb hier. Täglich, bis 4 Uhr nachts. Der alte Mieter hatte das Gewerbe am 15. Mai abgemeldet.
Ein Kerl wie ein Baum
Andreas* sitzt im Büro des „Crazy Sexy“. Es befindet sich im ersten Stock des alten Vier-Etagen-Gebäudes. Andreas hat gerade das Sagen hier. Ein Kerl wie ein Baum. „Ich bin aber nicht der Chef“, sagt er. Geschäftsführer der BOVB GmbH, die das Bordell betreibt, ist R. Braun. Aber Andreas kennt sich aus:„Der alte Schütz hatte das Haus doch früher“, sagt er bei einer Zigarette. Der Frankfurter Bordellier Willi Schütz zog das erste „Crazy Sexy“ am Main 1968 auf. Seit den 1970ern gibt es wohl die Mainzer Filiale – zumindest dem Namen nach.
Seit 16 Uhr kümmert sich Andreas darum, dass die abschließenden Arbeiten befreundeter Handwerker und Putzkräfte laufen. „Du glaubst nicht, wie heruntergekommen das hier war“, sagt er. „Seit zwei Wochen sind wir am desinfizieren, renovieren. Es muss ja schließlich alles sauber und ordentlich sein.“ Dass hier alles gefliest ist, gibt dem Haus den Charme eines Schwimmbads. Andreas ist mit einem Kleinbus aus Frankfurt gekommen. In diesem waren vor allem Küchenrollen gestapelt – für die Benutzung in den Zimmern.
Dann lehnt sich Andreas zurück in den Bürostuhl. Er guckt auf die Aufnahmen der zwölf Kameras in den Fluren zu den insgesamt 30 Zimmern. „Wir sind wie eine Hausvermietung“, betont er. „Wir vermieten Zimmer an die Mädels und sehen zu, dass ihnen nichts passiert.“ Zu der genauen Tagesmiete in Mainz könne er nichts sagen. „In Frankfurt sind schon mal 120 Euro am Tag fällig“, sagt er. Die Frauen handeln selbstständig Preise mit Freiern für Liebesdienste aus.
Aufkleber mit dem Hinweis "Girls"
Um 15 Uhr sind zwei Asiatinnen mit Rollkoffern in die renovierten Zimmer eingezogen. Am späten Nachmittag kommen zwei junge Frauen aus Südosteuropa an. Dann eine Deutsche. Stefan hatte im Internet und in einer Boulevardzeitung Zimmer offeriert. „Wir hoffen, dass zumindest die Hälfte morgen früh belegt sind“, sagt er. Stefan bringt jetzt noch ganz viele Aufkleber mit dem Hinweis „Girls“ in den Treppenaufgängen an.
Im Hechtsheimer Gewerbegebiet gibt es zwei Bordelle und jetzt in der Innenstadt also wieder das Crazy Sexy. Diese Etablissements hat die Polizei besonders im Auge. „Für nächste Woche hat sich schon die Sitte angesagt“, betont Andreas. Die Gruppe K13 der Polizei kümmert sich um organisierte Kriminalität, Menschenhandel. 2013 kontrollierten die drei Beamten der Gruppe 150 Mal die Bordelle und die von Frauen anderweitig angemieteten Zimmer in der Stadt – meist unangekündigt. „Ist ja normal, dass die hier um die Ecke kommen“, so Andreas. „Da geht es um die Fragen, ob die Mädels hier legal sind, ob sie arbeiten dürfen.“
Auf der Internetseite des Bordells ist von einem professionellen SM-Studio die Rede – „für den ausgefallenen Wunsch“, heißt es da. Für sexuelle Praktiken in Verbindung mit Schmerzen. Am Freitagnachmittag ist dieses Zimmer noch nicht eingerichtet. „Der Käfig, der Bock und die Streckbank werden nachher erst geliefert“, sagt Andreas. „Die sind extra angefertigt worden.“ Er stellt sich auf eine lange Nacht ein.
*Namen von der Redaktion geändert.
Allgemeine Zeitung, 14.06.2014
[DMLURL]http://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/mainz/nachrichten-mainz/bordell-crazy-sexy-in-mainz-eroeffnet-wieder-30-renovierte-zimmer-zur-vermietung_14228382.htm[/DMLURL]
Wir wollen dem Haus ein neues Gesicht geben“, sagt Stefan* am Freitagnachmittag. Er ist für das Marketing dieses Etablissements und weiterer in Frankfurt und Umgebung verantwortlich. „Morgen früh zur Eröffnung schweben rot-weiße Luftballons auf dem Balkon im Wind.“ Ab zehn Uhr ist dann unter neuer Führung wieder Betrieb hier. Täglich, bis 4 Uhr nachts. Der alte Mieter hatte das Gewerbe am 15. Mai abgemeldet.
Ein Kerl wie ein Baum
Andreas* sitzt im Büro des „Crazy Sexy“. Es befindet sich im ersten Stock des alten Vier-Etagen-Gebäudes. Andreas hat gerade das Sagen hier. Ein Kerl wie ein Baum. „Ich bin aber nicht der Chef“, sagt er. Geschäftsführer der BOVB GmbH, die das Bordell betreibt, ist R. Braun. Aber Andreas kennt sich aus:„Der alte Schütz hatte das Haus doch früher“, sagt er bei einer Zigarette. Der Frankfurter Bordellier Willi Schütz zog das erste „Crazy Sexy“ am Main 1968 auf. Seit den 1970ern gibt es wohl die Mainzer Filiale – zumindest dem Namen nach.
Seit 16 Uhr kümmert sich Andreas darum, dass die abschließenden Arbeiten befreundeter Handwerker und Putzkräfte laufen. „Du glaubst nicht, wie heruntergekommen das hier war“, sagt er. „Seit zwei Wochen sind wir am desinfizieren, renovieren. Es muss ja schließlich alles sauber und ordentlich sein.“ Dass hier alles gefliest ist, gibt dem Haus den Charme eines Schwimmbads. Andreas ist mit einem Kleinbus aus Frankfurt gekommen. In diesem waren vor allem Küchenrollen gestapelt – für die Benutzung in den Zimmern.
Dann lehnt sich Andreas zurück in den Bürostuhl. Er guckt auf die Aufnahmen der zwölf Kameras in den Fluren zu den insgesamt 30 Zimmern. „Wir sind wie eine Hausvermietung“, betont er. „Wir vermieten Zimmer an die Mädels und sehen zu, dass ihnen nichts passiert.“ Zu der genauen Tagesmiete in Mainz könne er nichts sagen. „In Frankfurt sind schon mal 120 Euro am Tag fällig“, sagt er. Die Frauen handeln selbstständig Preise mit Freiern für Liebesdienste aus.
Aufkleber mit dem Hinweis "Girls"
Um 15 Uhr sind zwei Asiatinnen mit Rollkoffern in die renovierten Zimmer eingezogen. Am späten Nachmittag kommen zwei junge Frauen aus Südosteuropa an. Dann eine Deutsche. Stefan hatte im Internet und in einer Boulevardzeitung Zimmer offeriert. „Wir hoffen, dass zumindest die Hälfte morgen früh belegt sind“, sagt er. Stefan bringt jetzt noch ganz viele Aufkleber mit dem Hinweis „Girls“ in den Treppenaufgängen an.
Im Hechtsheimer Gewerbegebiet gibt es zwei Bordelle und jetzt in der Innenstadt also wieder das Crazy Sexy. Diese Etablissements hat die Polizei besonders im Auge. „Für nächste Woche hat sich schon die Sitte angesagt“, betont Andreas. Die Gruppe K13 der Polizei kümmert sich um organisierte Kriminalität, Menschenhandel. 2013 kontrollierten die drei Beamten der Gruppe 150 Mal die Bordelle und die von Frauen anderweitig angemieteten Zimmer in der Stadt – meist unangekündigt. „Ist ja normal, dass die hier um die Ecke kommen“, so Andreas. „Da geht es um die Fragen, ob die Mädels hier legal sind, ob sie arbeiten dürfen.“
Auf der Internetseite des Bordells ist von einem professionellen SM-Studio die Rede – „für den ausgefallenen Wunsch“, heißt es da. Für sexuelle Praktiken in Verbindung mit Schmerzen. Am Freitagnachmittag ist dieses Zimmer noch nicht eingerichtet. „Der Käfig, der Bock und die Streckbank werden nachher erst geliefert“, sagt Andreas. „Die sind extra angefertigt worden.“ Er stellt sich auf eine lange Nacht ein.
*Namen von der Redaktion geändert.
Allgemeine Zeitung, 14.06.2014
[DMLURL]http://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/mainz/nachrichten-mainz/bordell-crazy-sexy-in-mainz-eroeffnet-wieder-30-renovierte-zimmer-zur-vermietung_14228382.htm[/DMLURL]