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Magazin Mit der Heilsarmee an Heiligabend im Rotlichtmilieu

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Mit der Heilsarmee an Heiligabend im Rotlichtmilieu

Die Heilsarmeeoffizierin Nicole möchte im Rotlichtmilieu Prostituierte aus der Isolation holen. Doch ihr Bemühen scheint vergeblich. Als sie zu ...

 

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Mit der Heilsarmee an Heiligabend im Rotlichtmilieu

Die Heilsarmeeoffizierin Nicole möchte im Rotlichtmilieu Prostituierte aus der Isolation holen. Doch ihr Bemühen scheint vergeblich. Als sie zu Heiligabend hinschmeißen will, wendet sich das Blatt. Im Roman „Die Nacht der Vergessenen“ erzählt Iris Muhl eine bewegende Geschichte, ohne sentimental zu werden. Eine Buchrezension von Martina Blatt
Es ist Heiligabend, draußen fällt Schnee, der Wind bläst; drinnen ist die Tafel festlich gedeckt. Doch anstatt schöne Stunden mit ihrem Mann zu verbringen, der sie bittet, zu bleiben, verabschiedet sich Protagonistin Nicole von ihm und verschwindet raus in die raue Kälte – ins Rotlichtmilieu in Zürich. In dem Roman „Die Nacht der Vergessenen“ von Iris Muhl begleitet der Leser eine Heilsarmeeoffizierin bei einem Einsatz zu Weihnachten.

Seit Monaten kommt die Frau mit ihrem Vorhaben im Milieu nicht weiter. Nicoles Bemühungen, die Frauen aus der Isolation zu holen und ihnen mit Rat zur Seite zu stehen, erscheinen ihr vergebens. Sie hadert mich sich selbst und mit Gott, eindringlich beschreibt die Autorin dieses Ringen. „Ich bin hier in dieser Straße seit einem Jahr, Vater im Himmel, und diese Tür bleibt verschlossen!“, schreit Nicole innerlich an der Tür des Bordells „Schwarze Perle“. Die Hausmutter lässt sie nicht herein. „Was soll das denn, bitte? Du weißt doch, dass hier Frauen leben, die das Haus nicht verlassen dürfen. Du kennst doch ihre Sorgen. Mein Gott, ich stehe jede Woche vor dieser Tür, und nichts tut sich! Heute schon zum zweiten Mal! Ist das der Lohn für diese Arbeit?“

Frauen ermutigen, aus der Prostitution auszusteigen
In dem Werk, das sich an eine wahre Begebenheit anlehnt, fokussiert sich die Autorin auf die Geschehnisse einer Nacht – der des Heiligabends. Der Leser blickt in ganz unterschiedliche Leben mehrerer Menschen, die in der rot beleuchteten Seitenstraße unterwegs sind. Was sie eint, ist, dass alle auf der Suche sind, jeder auf seine Weise: Der junge Obdachlose Patrick, der sagt, er habe das Leben auf der Straße selbst gewählt; der ältere Freier Peter Hotz, der aufgrund einer beginnenden Demenz seinen Beruf als Biologielehrer verloren hat, und nun auf der Suche nach etwas Zuneigung und Wärme ist; die Bordell-Hausmutter Mata, die ihren Enkel vermisst, doch ihre Tochter lässt sie wegen des Jobs nicht zu ihm; der Zuhälter Avraám „Art“, der immer noch mit den Ansprüchen seines Vaters kämpft und diesen nicht zu genügen glaubt; die junge Rumänin Virva, die eigentlich in der Schweiz studieren wollte, aber aus Geldmangel in die Prostitution gelangt. Sie und weitere Personen – alle wünschen sich Geborgenheit und Liebe, ganz besonders an diesem Weihnachtsabend. Die Schilderungen der Autorin führen den Leser in die Gefühlswelt der Einzelnen.

Er begleitet aber vor allem die Heilsarmeeoffizierin Nicole durch die Geschichte. Sie begegnet den meisten dieser Personen, mit manchen kommt sie ins Gespräch. Doch auch sie ist auf der Suche: Sie möchte etwas Großes bewegen, etwa die Frauen dazu ermutigen, aus der Prostitution auszusteigen. Sie will endlich etwas Messbares erreichen, obwohl das bei dieser Arbeit schwerlich möglich ist. Sie hat sich einen Erfolgsdruck auferlegt, an dem sie selbst fast zerbricht. Als Nicole hinschmeißen will, nimmt der Plot eine unerwartete Wendung.

Einblick in Verborgenes
Die Autorin führte für ein ähnliches Buchprojekt in der Vergangenheit bereits Gespräche mit Frauen, die sich in Zürich und Berlin prostituierten. So erhält der Leser – obwohl „Die Nacht der Vergessenen“ ein Roman ist – doch glaubwürdige Einblicke in eine Welt, in die menschlichen Kämpfe und Herausforderungen der Protagonisten, die vielen verborgen bleiben. Und das Buch ist ein Beispiel für den Mut und die Hingabe vieler Heilsarmeeoffiziere und anderer Engagierter, die den Einsatz für Frauen in Prostitution nicht aufgeben, sondern trotz Rückschlägen an Projekten und Aktionen in der rauen Umgebung dranbleiben.

Der Autorin Muhl gelingt es, auf authentische Art die Situationen mit ausgewählten Details zu zeichnen. Dadurch entstehen beim Lesen Bilder, die der Erzählung Leben schenken. Die Geschichte berührt und bewegt, ohne sentimental oder moralisch zu werden.
 
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