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Magazin NDR Doku: / Tage im Bordell

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SPON Kommentar zur NDR Doku "7 Tage im Bordell".
Merkwürdigerweise als einzige Folge nicht in der Mediathek zu finden. (Evtl. wegen Jugendschutz erst ab 22:00 Uhr ?)

 

Tron

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NDR-Doku "7 Tage... im Bordell": Da staunt die Pomeranze

Huiuiui, Schmuddelalarm! Bordellchefin Isabella führt durch ihre Räumlichkeiten. "Das sind die Zimmer? ", fragt die Reporterin mit leichtem Schauder, und schon kommt es noch ärger: Isabella zeigt ihr zwei äußerst zweckmäßig gestaltete Fellatio-Kabinen, den sogenannten "Entsafter". "Hört sich einigermaßen.... abartig an", sagt die Reporterin, und mit diesem Satz ist nach drei Minuten klar, warum "7 Tage... im Bordell" (heute, 23.30 Uhr, NDR), leider, Pardon, in die Hose geht.

Berichte zu NDR Doku: / Tage im Bordell im Freierforum

Grundsätzlich ist das Reportageformat hinter dieser Dokumentation eine schöne Idee: Ein zweiköpfiges Autorenteam - einer vor, einer hinter der Kamera - tritt eine Woche lang in eine für die Journalisten ungewohnte Welt. Mal ist das die Bundeswehr, mal ein Bauernhof, mal wagt man sich in den Zirkus oder ein Internat. Autorin Linda Luft und Kamerafrau Brid Roesner besichtigen also ein Bordell, und zwar die Discountervariante, wo Sex für 38, 50 Euro zu haben ist. Leider sind die Fragen, die die Reporterin in diesem fremden

Mikrokosmos stellt, nicht unvoreingenommen, sondern naiv bis pomeranzenhaft: Liebe und Sex, sind das zwei unterschiedliche Sachen? Warum gucken Männer Pornos und benutzen nicht einfach nur ihre Phantasie? Ist Sex mit alten Männern nicht eklig? Und überhaupt, warum möchte ein Freier im Seniorenalter denn mit einer jungen Prostituierten schlafen, obwohl er zu Hause eine Ehefrau im Seniorenalter hat?

Zumeist werden antiquierte Klischees reproduziert

Wirkliche Gespräche mit den Frauen im Bordell kommen nicht zustande, weil die Reporterin in erster Linie mit Staunen befasst ist. Und mit ihren Aufgaben, die sie in den sieben Tagen übernimmt: Bettwäsche abziehen und Oralsexkabuffs putzen. Dazwischen erzählen die Prostituierten pragmatisch und unbefangen, teilweise durchaus heiter von ihrer Arbeit, doch der begleitende Autorinnen-Kommentar aus dem Off überstülpt sie mit melodramatischen, projizierten Interpretationen. Mit bedeutungsschwangerer Betonung werden dabei zumeist antiquierte Klischees reproduziert. Prostituierte Ella erzählt beim Aufrüschen vor dem Spiegel, dass sie zu Hause am liebsten in Jogginghose herumläuft. Und dass sie anschaffen geht, um als Alleinerziehende ihrem Kind etwas bieten zu können. Es helfe ihr ja sonst niemand, so die schlichte Erklärung. Der pathetische Off-Kommentar: "Geld ist für die Huren auch Morphium. Geld betäubt."

Doch eine Erzählhaltung, die immer ein bisschen erschrocken die Luft einzieht, ist nicht förderlich - wenn man wirklich verstehen will, was in einem Bordell passiert, welches Selbstverständnis die Frauen dort haben. So gelassen sie erklären, wie sie dort überhaupt gelandet sind, "weil eine Freundin das auch gemacht hat" - so schwer fällt es der Reporterin, dies als selbstbestimmte Entscheidung, als gewählte Sexarbeit zu sehen. Ihre Schlussfolgerungen: "So ein Leben hält man offenbar nur aus, wenn man verdrängt. Wegsteckt. So lange, bis von einem selbst nichts mehr übrig bleibt." "So ein Leben", da schwingt eine nicht nur subtile Beurteilung mit.

"In einem Bordell wird alles nur behauptet"

Nach sieben Tagen Recherche stehen Erkenntnisse, die auch die bravste Pfarrhaushälterin nicht überraschen dürften: "In einem Bordell wird alles nur behauptet." Und "Die Frauen sind die ewig Willigen, Männer haben das Sagen." Oder, in vorliegendem Fall: Das Sägen. Denn die Autorin hilft Hausmeister Jens auch beim Ausbau des neuen Spannerraums, quiekendes Hantieren mit Heimwerkergerät und Bretter penetrierende Bohrmaschinen in Großaufnahme inklusive.

Schade, denn es fallen immer wieder Sätze, an die man anknüpfen könnte, um tatsächlich etwas zu erfahren. Als junges Mädchen könne man im Bordell besser Geld verdienen als eine 30- oder 40-jährige, sagt Bordellchefin Isabella (von der Off-Stimme natürlich als "Puffmutter" bezeichnet), die früher selbst anschaffte. "Irgendwann Ende 20 kriegst du kalte Augen, kaltes Gesicht. Man kriegt dann die Hurenaugen." Solche Szenen zeigen kurz, welche Tiefe diese Dokumentation hätte erreichen können, wäre sie nicht im ufernahen Watwasser der Banalitäten geblieben, sondern hätte sie sich weiter raus getraut. Stattdessen fragt die Autorin eine Prostituierte auf Nachtschicht, was sie denn tagsüber so mache. "Schlafen", sagt sie. - "Echt? ", fragt die Reporterin.


Spiegel online, 25.06.2013



 
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