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Magazin Prostitution: Menschenhandel bleibt ein Problem

Tron

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Gelsenkirchen. Kriminalhauptkommissar Klaus Janik (53) ist (kommissarischer) Leiter des Kommissariats zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität. Seit 25 Jahren hat er in Gelsenkirchen mit Delikten rund um die Prostitution zu tun. WAZ-Redakteur Lars-Oliver Christoph sprach mit Janik über die aktuelle Situation.

Der spätere Polizeipräsident Günter Schermer kam 1957 in seiner Doktorarbeit zu dem Ergebnis, dass die Prostitution in Gelsenkirchen „eine Brutstätte des Verbrechens“ ist. Zu welchem Ergebnis kommen sie heute?

Klaus Janik: Die Prostitution ist keine Brutstätte des Verbrechens. Im Gegenteil: Ich bin froh, dass Leute, die ihren Sexualtrieb nicht woanders ausleben können, zu Prostituierten gehen können. Ohne Prostitution gäbe es mehr Vergewaltigungen, Nötigungen und ähnliche Delikte.


Mit welchen von Prostituierten begangenen Straftaten werden sie konfrontiert?

Janik: Natürlich begehen auch Prostituierte Straftaten, aber das ist eher selten. Der Beischlafdiebstahl gehört sicherlich dazu: Wenn die Herrschaften sich ausziehen und ihre Patte ablegen, dann kommt es schon mal vor, dass eine Prostituierte den Freiern mehr Geld abnimmt, als diese eigentlich bezahlen müssen. Das ist aber eher die Ausnahme, weil die Prostituierte darauf angewiesen ist, ihre Kunden zu behalten. Ein bestohlener Kunde kommt natürlich nicht wieder.

Berichte zu Prostitution: Menschenhandel bleibt ein Problem im Freierforum

Welche Delikte treten denn im Umfeld der Prostitution auf?

Janik: Hier ist vor allem Menschenhandel zu nennen. Insbesondere bei Frauen, die aus Osteuropa unter Vorspiegelung falscher Tatsachen angelockt worden sind - zum Beispiel durch das Versprechen, in der Gastronomie zu arbeiten.

Geschieht so etwas häufiger?

Janik: Vor 10 bis 12 Jahren ist das wesentlicher häufiger passiert. Heute sind die Frauen in den Herkunftsländern besser informiert. Es gibt aber immer noch Frauen aus kleinen Dörfern in Osteuropa, die nicht ahnen, dass sie hier in die Prostitution abzugleiten drohen.

Haben sie in Gelsenkirchen auch mit Fällen von Zwangsprostitution deutscher Frauen zu tun?

Janik: Es gibt eine neue Entwicklung: Junge Mädchen, die zu Hause nicht kontrolliert werden oder auch ausgerissen sind, geraten an Männer, von denen sie erst einmal aufgenommen werden. Dann vergewaltigen diese Männer die Mädchen, um ihnen anschließend zu sagen: „Pass mal auf, du bist 16, 17 Jahre alt und keine Jungfrau mehr. Jetzt bist du eine Schlampe und kannst für mich anschaffen gehen.“ Oder sie sagen ihnen: „Wenn du auch mit meinem Kumpel schläfst, bekommst du 20 Euro.“ Die Mädchen erkennen oft nicht, welches Schicksal ihnen droht.

Stichwort: Drogen. Was beobachten sie in diesem Bereich?

Janik: Es kommt nicht selten vor, dass Zuhälter gerade jüngere Prostituierte an Betäubungsmittel heranführen - mit Argumenten wie: „Das Rotlicht-Milieu ist schwer zu ertragen – wie wär’s denn mal mit ‘nem bisschen Koks? Dann bist du besser drauf! “ Die Mädchen werden abhängig und kommen aus dem Teufelskreis nicht mehr heraus.

Das alles klingt in der Summe sehr bedrohlich. Sind solche Vorfälle im Umfeld der Prostitution für sie Alltag oder Ausnahme?

Janik: Das ist eher die Ausnahme. Die meisten Frauen wissen auch ganz genau, was sie tun und gehen ihrer Arbeit freiwillig nach. Im Bereich der Zwangsprostitution ist jedoch das Dunkelfeld enorm groß. Eine Anzeigebereitschaft ist insbesondere bei den osteuropäischen Frauen kaum vorhanden - auch deshalb, weil sie Repressalien von Zuhältern zu befürchten haben.

Wie oft werden denn die Freier straffällig?

Janik: Selten. Wenn es vorkommt, geht es meistens um Körperverletzung - und zwar in der Regel bei drogensüchtigen Prostituierten.

Können sie einschätzen, wie viele Frauen in Gelsenkirchen diesem Gewerbe nachgehen?

Janik: Das kann man nicht beziffern. Es gibt ja keine Meldepflicht mehr. Auf dem Straßenstrich Adenauerallee sind an allen Tagen bis zu 15 Prostituierte tätig, auf der Bickernstraße etwa zehn. Die Fluktuation ist aber größer geworden, auch in den Bordellbetrieben. In den letzten Jahren sind immer mehr bulgarische Prostituierte aufgetaucht – die sind mal in Köln, mal in Gelsenkirchen, mal anderswo. Es gibt auch Damen, die schon seit 20 Jahren anschaffen. Das ist aber die Ausnahme.

Die FDP beklagt Auswüchse rund um die Adenauerallee und fordert, dass der Straßenstrich an einen anderen Standort verlegt werden soll. Was sagt die Polizei?

Janik:Ich kann nicht behaupten, dass die Situation auf der Adenauerallee für die Polizei ein Problem darstellt. Die Prostituierten werden einen Teufel tun, Passanten anzupöbeln. Sie wollen ja ihren Arbeitsplatz behalten. Die Frauen stehen da, werden von Freiern angesprochen und fahren dann irgendwohin, wo es keinen stört. Wir haben auch noch nicht feststellen können, dass Präservative oder Taschentücher in der Gegend herumfliegen. Klar: Wenn ich dort wohnen oder dort häufiger mit meinen Kindern spazieren gehen würde, fände ich den Strich auch nicht toll. Aber man kann nicht sagen, dass der Straßenstrich jugendgefährdend ist.


Der Westen, 28.02.2011

http://www.derwesten.de/staedte/gelsenkirchen/Menschenhandel-bleibt-ein-Problem-id4341776.html
 
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