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Magazin Prostitution verlagert sich in Graubereiche

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Prostitution verlagert sich in Graubereiche

"Prostitution verlagert sich in Graubereiche". Fachberaterin Simone Wiegratz bezweifelt das. Simone Wiegratz, Vorstandsmitglied im Bündnis der ...

 

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Seit 2002 ist Sexarbeit nicht mehr sittenwidrig, seit 2017 gibt es ein Gesetz, das helfen soll, Frauen im Milieu besser abzusichern. Doch hat sich der Alltag von Prostituierten in Deutschland dadurch verbessert? Fachberaterin Simone Wiegratz bezweifelt das.

Seit 2002 sollte die Prostitution eigentlich ein Job sein wie jeder andere. Damals trat das Prostitutionsgesetz in Kraft, Sexarbeit gilt nicht mehr als sittenwidrig, man kann Verträge abschließen, ein Angestelltenverhältnis eingehen. Letzteres nutzen jedoch nur sehr wenige Frauen, wie einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage einer FDP-Bundestagsabgeordneten zu entnehmen ist. Simone Wiegratz, Vorstandsmitglied im Bündnis der Fachberatungsstellen für Sexarbeiterinnen (bufas) kennt die Gründe.

SZ: Gerade mal 76 von geschätzt 200 000 Prostituierten in Deutschland waren Mitte 2018 als Arbeitnehmerinnen gemeldet. Woran liegt das?

Simone Wiegratz: Zum einen daran, wie in der Prostitution gearbeitet wird. Zwar machen das einige Frauen als Hauptjob, also bis zu sieben Tage die Woche, aber viele arbeiten vielleicht an zwei halben Tagen die Woche oder einmal im Monat. Und es ist eine mobile Branche, in der man sich oft verändert. Da gibt es Frauen, die fangen klassisch am Straßenstrich an und schaffen es dann zu einem Escort-Service oder sogar in den Dominanz-Bereich. Und es gibt welche, die eine Familie haben oder überhaupt erst einsteigen, wenn die Kinder groß sind.

Hat es auch damit zu tun, dass die Prostitution noch immer so stigmatisiert ist, dass keine Frau sie als Beruf angeben will?

Sicher. Aber vor allem liegt es in der Natur eines Arbeitsverhältnisses, dass es Weisungsmöglichkeiten enthält. Angestellten Prostituierten könnten viele Vorgaben gemacht werden. Man hat zwar versucht, spezielle Arbeitsverträge zu formulieren, aber das ist nicht gelungen.

Müssten die Betreiber dabei nicht stärker in die Pflicht genommen werden?

Es ist ein richtiger Gedanke, Frauen Sozialversicherung angedeihen zu lassen. Es ist eine Ausgrenzung, wenn Geld aus sexueller Dienstleistung nicht anerkannt wird, man keine Wohnung mieten und keinen Kredit aufnehmen kann. Aber es ist mit der Realität oft nicht zu vereinbaren.

Wie stehen die Frauen da, die zu Ihnen in eine Beratungsstelle kommen?

Viele sind nicht krankenversichert, wie andere Selbständige auch. Weil sie denken, sie sind ja noch jung und werden nicht krank. Oder sie sind in ihren Heimatländern versichert, wir haben ja viele Migrantinnen aus Osteuropa, aber das ist auch oft unzureichend. Da ist großes sozialarbeiterisches Können gefragt, den Frauen klarzumachen, dass ihr Körper ihr Kapital ist und sie sich absichern müssen, auch auf die Gefahr hin, sich durch eine private Krankenversicherung zu verschulden.

Seit 2017 gilt das Prostituiertenschutzgesetz. Seitdem müssen sich Frauen beraten lassen und bei den Behörden melden.

Was hat sich damit geändert? Ich sehe vor allem eine große Verunsicherung. Der Gesetzgeber hat nicht an die Welt der Prostitution gedacht, als er einem politischen Impetus folgte. Eine Frau muss sich jetzt einen Ausweis holen und ihn immer bei sich tragen, wenn sie dienstlich unterwegs ist. Die Prostitutionsstätten brauchen Konzessionen, bei denen viele Behörden mitreden; für ein selbst organisiertes Wohnungsbordell ist es etwa sehr schwierig, eine Genehmigung zu bekommen. Beides führt dazu, dass es Ausweichbewegungen in den Graubereich gibt, weil sich viele in dem Gewerbe nicht outen wollen.

Die Prostitution gleitet also gerade wieder in die Illegalität ab?

Das ist ein zu scharfer Begriff. Ich würde es Graubereich nennen. Das Geschäft verlagert sich auf Online-Agenturen oder Dating-Portale, auf denen sexuelle Dienstleistungen angeboten werden und die schwer zu kontrollieren sind. Wenn eine junge Frau dann vielleicht ein, zwei Mal im Monat Escort macht, um etwas dazuzuverdienen, und sich deswegen den Aufwand der Registrierung spart, wird sie erpressbar.

Inwiefern?

Auch die Kunden kennen das Gesetz. Nicht registrierte Sexarbeiterinnen arbeiten in einem ungeschützten Bereich. Da wird schon mal der gezahlte Lohn zurückverlangt. Oder Frauen gehen mit Freiern mit in deren Wohnung, was sie eigentlich nicht sollten, und es kommt zu Gewaltvorfällen.

Warum nicht?

Weil es im Grunde von allen Seiten nicht gewollt ist. Ein Betreiber einer Agentur oder eines Bordells müsste das ganze Paket absichern, also Krankheit und Urlaub, und keiner will diese Risiken bezahlen. Das ist aber nicht nur in der Prostitution ein Problem, sondern für alle Selbständigen. Dazu kommt, dass sozialversicherungspflichtige Beschäftigung einen enormen bürokratischen Aufwand bedeutet, und den scheuen viele, die das Geschäft eher niederschwellig betreiben. Wohnungsbordelle etwa, oder wenn sich drei, vier Frauen zu einem Studio zusammenschließen.
 
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