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Magazin #Thotaudit: Die neueste Taktik, um Sexarbeiterinnen im Netz zu jagen

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#Thotaudit: Die neueste Taktik, um Sexarbeiterinnen im Netz zu jagen

In den Vereinigten Staaten, wo Prostitution fast überall illegal ist, gilt das noch mehr als in Deutschland, wo Sexarbeiter*innen ihre Tätigkeit legal ...

 

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#Thotaudit: Die neueste Taktik, um Sexarbeiterinnen im Netz zu jagen
Wer darf im Netz Geld verdienen? Sexarbeiterinnen auf jeden Fall nicht, wenn es nach den Frauenhassern hinter #thotaudit geht. Die organsierte Hetzkampagne gegen Frauen, die online sexuelle Dienstleistungen anbieten zeigt, wie einfach es ist jene zu jagen, die rechtlich nicht geschützt sind.

Wer darf im Netz mit seiner oder ihrer Arbeit Geld verdienen? Das ist eine rechtliche Frage, deren Antwort je nach Land und Art der Arbeit unterschiedlich ausfällt. Es ist aber auch eine moralische Frage, die manche im Netz gern selbst beantworten wollen. Seit vergangener Woche organisieren sich einige Menschen in den Chatforen von 4Chan und Reddit zu einer Hetzkampagne, die Sexarbeiterinnen und Frauen, die online pornografisches Material anbieten, das Leben schwer machen soll. Die Waffe ihrer Wahl: die Geschäftsbedingungen von Paypal und anderen Online-Zahlungsabwicklern, die „Transaktionen bezüglich bestimmten sexuell orientierten Materialien oder Diensten“ verbieten.

Die Kampagne unter dem Hashtag #thotaudit bezieht sich auf den herabsetzenden Ausdruck „Thot“, kurz für „that hoe over there“ und von einigen Kampagnen-Beteiligten umgemünzt in „that hoe owes taxes“, und verfolgte zunächst das Ziel, Sexarbeiterinnen einzuschüchtern, indem angedroht wurde, sie bei der US-Steuerbehörde IRS anzuschwärzen. Kurz darauf hatte jemand einen noch effizienteren Vorschlag: Warum nicht einfach ihre Konten bei Paypal und Co. melden, das sei viel einfacher und schneller.

Adult content? Paypal handelt zügig
Das ist es tatsächlich, denn viele sogenannte Camgirls, die vor der Kamera live performen, nutzen mittlerweile gern die Plattform Snapchat und verkaufen dort Monats-Abos zu ihren Premium-Accounts. Die Zahlung wickeln sie dann über Anbieter wie Paypal ab. Im Gegensatz zur Steuerprüfung handeln diese Online-Zahlungsanbieter ausgesprochen zügig, wenn es um so genannten „adult content“ geht, also pornografische Inhalte und Dienstleistungen. WIRED und Motherboard berichteten über den Fall und sprachen mit Frauen, deren Konten binnen kurzer Zeit gesperrt wurden:

Als Lily Adams, Schauspielerin und Model, die Zugang zu ihren pornografischen Fotos und Videos verkauft, am Samstagabend bemerkte, wie die Thotaudit-Bewegung Fahrt aufnahm, meldete sie sich auf Twitter zu Wort und nannte es eine Hexenjagd. Innerhalb einer Minute meldete ein Thotauditor ihr Nutzerkonto und twitterte, dass sie der „Reviewlist für Montagmorgen“ hinzugefügt worden sei. Zu Montag war Adams‘ Paypal-Konto geschlossen. In einer E-Mail an WIRED sagte Adams, sie habe zu dem Zeitpunkt etwa 526 Dollar in ihrem Paypal-Konto gehabt und dass ihr die Firma mitgeteilt hätte, sie werde die Summe auf „unbestimmte Zeit“ einfrieren.​

Wer ist besonders verletzlich im Netz?
Die Kampagne ist nur die neueste Runde in einem lang andauernden Kampf gegen Sexarbeiter*innen im Netz und außerhalb, bei dem so genannte Männerrechtler mit der extremen Rechten und religiösen Hardliner*innen in einem Lager vereint sind. Und sie ist eine Erinnerung daran, wie verletzlich Menschen und insbesondere Frauen, die sexuelle Dienstleistungen anbieten, in der jetzigen Rechtssituation sind. In den Vereinigten Staaten, wo Prostitution fast überall illegal ist, gilt das noch mehr als in Deutschland, wo Sexarbeiter*innen ihre Tätigkeit legal ausüben und beim Finanzamt melden können.

Doch auch hierzulande spricht einiges gegen eine Anmeldung: Die wenigsten Sexarbeiter*innen befinden sich in der privilegierten Position, offen über ihre Arbeit sprechen zu können. Viele fürchten, aufzufliegen und bei der Familie, den Nachbarn, an der Uni oder in der Schule der Kinder künftig als „so eine“ verschrien zu sein. „Einige sind alleinerziehend und bangen um das Sorgerecht, wenn rauskommt, dass sie anschaffen gehen. Andere sind halbtags in der Pflege beschäftigt, welches Krankenhaus stellt sie noch ein?“, sagt Johanna Weber, Vorstand des Berufsverbands für erotische und sexuelle Dienstleistungen.

Paypal statt Briefumschlag
Seit der Einführung des Prostituiertenschutzgesetzes im Juli des vergangenen Jahres müssen sich alle, die in Deutschland „eine Tätigkeit als Prostituierte oder als Prostituierter ausüben“ wollen, bei einer zuständigen Behörde anmelden und einen Prostituierten-Ausweis bei sich tragen, sonst droht ein Bußgeld. Bis Ende 2017 hatten sich erst knapp 7.000 Menschen in ganz Deutschland registriert, neuere Zahlen liegen nicht vor. Auch Weber sagt, die meisten Prostituierten, die sie kenne, wollten sich nicht anmelden.

So bleibt es auch in Deutschland einfach, Sexarbeiterinnen strategisch über ihre Zahlungsabwicklung anzugreifen. Denn auch hier bieten auf Webseiten wie poppen.de oder Plattformen wie Snapchat viele Frauen die Zahlung via Paypal an. Wer nicht mit einem Stapel Geld nach Hause fahren oder von Freiern mit einem Briefumschlag voller Papier getäuscht werden will, braucht eine verlässliche Möglichkeit, die Zahlung zu regeln. Für Frauen, die ihre Videos oder Bilder nur im Netz gegen Geld anbieten, gilt das umso mehr. Durch den anhaltenden Druck der Gegner*innen von Sexarbeit in den Vereinigten Staaten gibt es inzwischen so gut wie keinen Kreditkarten- oder Zahlungsanbieter mehr, der Sexarbeiter*innen nicht diskriminiert. So lange sich das nicht ändert, wird es für jene, die sie einschüchtern wollen, weiterhin einfach bleiben.
 
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