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Magazin Wien: Zwist um die Liebesmeilen

Tron

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Wir werden von Freiern und Prostituierten belagert." Gabriele Schön redet sich vor ihren Mitstreitern in Rage. Die Sprecherin der Bürgerinitiative gegen den Felberstrich steht vor ihrer Haustür. In Sichtweite auf der Felberstraße schlucken schwarze Mittelklasse-Autos leicht bekleidete Frauen. Andere buhlen um die Gunst der Autofahrer, die im Schneckentempo vorbeifahren. Es ist Freitag, kurz vor 18 Uhr. "Das hier ist eine riesige Frechheit", sagt Schön. Niemand halte sich an die Verbotszeiten und die -zonen (Anm. Schutzzonen), und niemand ahndet die Übertretungen. "Der Straßenstrich", sagt Schön, "hat im Wohngebiet nichts verloren."

Die Forderung ist längst bei der Wiener Stadtregierung angekommen. Seit Monaten verhandelt Rot-Grün ein neues Prostitutionsgesetz. Es soll ein Gesetz für alle werden: die Prostituierten, die Anrainer, die Polizei. Im März durften Betroffene in einem Dialog-Forum mit Frauenstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) ihre Anliegen deponieren. "Wir versuchen, alle Interessen zu berücksichtigen", sagt die Verhandlerin der Grünen Birgit Hebein. Ein Versprechen, das sich nur schwer umsetzen lässt. Einer der größten koalitionsinternen Zankäpfel: ein Verbot des Straßenstrichs.

Berichte zu Wien: Zwist um die Liebesmeilen im Freierforum

Dem KURIER liegt eine Erstfassung des neuen Gesetzes vor. Daraus kann man ein Verbot der Liebesmeilen im Wohngebiet ableiten. "In den Entwurf kann man alles reininterpretieren", sagt ÖVP-Sicherheitssprecher Wolfgang Ulm. Seine Forderung, Bordellbetreiber auf ihre Zuverlässigkeit zu prüfen, findet sich ebenfalls in dem Papier.

2200 Frauen

In Wien sind 2200 Sexarbeiterinnen registriert. Zwei bis drei Mal so viele Frauen gehen der illegalen Prostitution nach. Sie sind in Clubs, Privatwohnungen oder als Begleiterinnen tätig. Die Zahl an Straßenprostituierten ist dagegen überschaubar: Derzeit sind es rund 150.
Schon im Vorjahr scheiterte ein Pilotversuch: Die Liebesmeilen entlang der Felber- und der Linzer Straße hätten in zwei unbewohnte Erlaubniszonen absiedeln sollen. Es scheiterte, weil in der Umgebung die Stundenhotels fehlten. Außerdem sorgte in der Wahlkampfzeit ein Großaufgebot der Polizei für ruhige Nächte. Beamte sieht Gabriele Schön heuer seltener. Sie wehrt sich dagegen, ins rechte Eck gedrängt zu werden. "Wollen sie sich das tagtäglich anschauen? " Für ihre BI ist es schwer, Mitstreiter zu mobilisieren. Zwei Straßen weiter ist der Strich kein Problem mehr. Die Polizei nimmt zur Verbotsfrage in "der heiklen politischen Situation" nicht Stellung.

Insider

Szene-Kenner Christian Knappik hält von einem Strichverbot wenig. Der 52-Jährige betreibt ein Internetforum und eine Telefon-Helpline für Prostituierte. "Man würde die Frauen damit nur weiter in die Illegalität drängen." Und: "Prostitution ist vorhanden." Auf der Straße seien die Frauen "selbstbestimmt", und besser aufgehoben als in abgelegenen Gebieten. Es werde zu oft auf die Rechte der Sexarbeiterinnen vergessen. "Mir erzählen Frauen über Schikanen. Was würden sie sagen, wenn sie derselbe Polizist vier Mal in einer Nacht kontrolliert? " Ein Experiment mit einem Verbot ist übrigens grandios gescheitert. Das Stuwerviertel, das zweite Rotlichtgrätzel Wiens, wurde zur Sperrzone erklärt. Gebracht hat dies nichts.

Probleme mit dem neuen Gesetz

Prostitution ist in Wien derzeit zu bestimmten Zeiten und außerhalb von Schutzzonen und öffentlichen Plätzen erlaubt.

Sittenwidrigkeit In Österreich ist Prostitution sittenwidrig. Die Frauen können nicht angestellt werden oder ihren Lohn einklagen. SPÖ und Grüne forderten in Wien in einer Resolution den Bund zur Abschaffung des Paragrafen auf.
Genehmigungspflicht Die ÖVP Wien fordert dies seit Langem. Wer ein Bordell betreiben will, sollte etwa einen Strafregisterauszug vorlegen. Eine Ergänzung dazu wäre eine mögliche Prüfung, ob das Etablissement ins Stadtbild passt.
Schutzzonen Um Objekte wie Kindergärten können Schutzzonen mit einem Radius von 150 Metern erlassen werden. Prostitution ist darin verboten. Das Problem: Die Zonen sind auf der Straße nicht ersichtlich.
Indoor-Prostitution Das horizontale Gewerbe ist in Wohnungen mit Ausnahmen verboten. Eine Lockerung könnte den Strich reduzieren, Probleme aber in die Wohnbauten verlagern.

Kurier, 21.05.2011

[DMLURL]http://kurier.at/nachrichten/wien/2104299.php[/DMLURL]
 
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