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Safer Sex Hiv-infektionen nehmen zu

Tron

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In Potsdam beginnt heute eine Fachtagung über HIV-Prävention in der deutsch-polnischen Grenzregion. Die Zahl der neu diagnostizierten HIV-Infektionen hat sich in Brandenburg seit 2002 verdreifacht.

Potsdam - Die Zahl der HIV-Infektionen in Brandenburg steigt seit Jahren kontinuierlich an - nach Schätzungen des Robert-Koch-Institutes waren Ende 2012 rund 780 Menschen im Land HIV-positiv. Allein im vergangenen Jahr registrierte das Institut 64 neue Erstdiagnosen, dreimal so viele wie vor zehn Jahren. Experten vermuten, dass vor allem in der Grenzregion die Gefahr einer Ansteckung groß ist. Osteuropa ist laut Robert-Koch-Institut eine der Regionen mit den weltweit am stärksten steigenden HIV-Zahlen. Hinzu kommt, dass Prostitution in der Grenzregion eine große Rolle spielt. Eine Fachtagung will sich deshalb heute in Potsdam mit dem Problem beschäftigen.

Zwei Tage lang beraten etwa 40 Gäste aus Polen und Deutschland über Prävention, Diagnostik von HIV beziehungsweise Aids und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten in der deutsch-polnischen Grenzregion. Der Gesprächsbedarf ist groß, schließlich ist Ende 2012 eine wichtige EU-Förderung ausgelaufen. Acht Jahre lang wurde mit Mitteln aus dem Modellprojekt Bordernetwork die Aids-Prävention in der Grenzregion gefördert und die Zusammenarbeit zwischen deutschen und polnischen Initiativen gestärkt. Dabei ging es um Aufklärung, Betreuung von Betroffenen, rechtliche Beratung oder etwa kostenlose HIV-Tests. Nun müssten die Initiativen beraten, wie sie ohne die Gelder auskommen, erklärt Guillaume Carpentier von der Aids-Hilfe Potsdam.

Grenzregionen seien immer ein Brennpunkt für HIV, sagt Carpentier. Zum einen gebe es einen „regen Austausch“ zwischen Menschen dies- und jenseits der Grenze. Hinzu komme die Prostitution. Auch in Polen gebe es zwar mittlerweile staatliche Initiativen zur Aids-Prävention, sagt Carpentier. Allerdings sei Prostitution immer noch nicht als Beruf anerkannt, sodass sich vieles im Geheimen abspiele. „Wenn sich Prostituierte verstecken müssen, sind sie nicht so leicht für Prävention zu erreichen“, sagt er.

Als 2004 zahlreiche osteuropäische Länder der Europäischen Union beitraten, suchte man nach Wegen, die schnelle Ausbreitung des HI-Virus zu verhindern. 2005 ging deshalb das Programm Bodernetwork an den Start, an dem sich die Länder Deutschland, Polen, Bulgarien, Estland, Rumänien, Moldawien und die Ukraine beteiligten. Aus Sicht der SPI Forschung gGmbH, die das Projekt mitleitete, war Bordernetwork erfolgreich. „Wir konnten viele Akteure zusammenführen und gemeinsame Projekte anstoßen“, sagt die stellvertretende Geschäftsfühererin, Elfriede Steffan. So gab es Kooperationen zwischen den Aids-Hilfen in Polen und Deutschland oder gemeinsame Jugendförderprojekte. Sie ist überzeugt, dass die nun geschaffenen Strukturen bestehen bleiben. „Es wird nun weniger Mittel geben, aber die Teams sind eingespielt“, sagt sie. Aus ihrer Sicht ist dies auch dringend nötig. Nach der Wende habe sich eine „Sexarbeiterszene“ entwickelt, die bis heute bestehe. Viele Freier aus Brandenburg nutzten die Anonymität jenseits der Grenze und besuchten Prostituierte in Polen. „Gerade im ländlichen Raum haben die Freier oft Angst, von Bekannten gesehen zu werden“, sagt Steffan. Auch der Preis ist dabei wohl ausschlaggebend. Hinzu kommt, dass auch die deutschen und polnischen Jugendlichen sich immer weiter annähern. Eigentlich ein positiver Effekt, der jedoch Gefahren birgt.

Es gibt aber auch Kritik an dem Ansatz von Bordernetwork. „Ich kenne keine Studie, die besagt, dass es vor allem in Grenzregionen ein besonders großes Problem mit HIV gibt“, sagt etwa Christian Müller von der Aids-Hilfe Lausitz. Auch Carpentier glaubt nicht, dass die EU-Osterweiterung zu steigenden Infektionszahlen geführt hat.

Tatsächlich steigt die Zahl der HIV-Infektionen in ganz Deutschland seit Jahren an. Dies liegt laut Robert-Koch-Institut zum einen daran, dass sich die Therapiemöglichkeiten für HIV-Patienten deutlich verbessert haben. Dadurch sterben weniger Menschen an der Krankheit und die Zahl der Infizierten und somit auch die Zahl jener, an denen sich andere anstecken können, wächst. Hinzu kommt, dass die sexuell übertragbare Krankheit Syphilis seit einigen Jahren wieder auf dem Vormarsch ist. Diese macht die Schleimhäute durchlässiger und bewirkt, dass sich Syphilis-Erkrankte leichter mit dem HI-Virus infizieren. Aber auch die Arbeit der Aids–Hilfe führt zu einem Anstieg, glaubt Carpentier. Schließlich führe die Aufklärung dazu, dass mehr Menschen über die Krankheit Bescheid wüssten und eher einen Test machten als noch vor einigen Jahren. Dadurch sei die Zahl der unwissentlich Erkrankten deutlich gesunken und die Statistik gestiegen.


Potsdamer Neue Nachrichten, 14.02.2013

 
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