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Magazin Kampf dem Erotik-Klau

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Bodob

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Aufstand der Sexfilmer
Kampf dem Erotik-Klau

Von Frank Patalong

Sex sells - aber nicht im Web. Porno gibt es hier zum Nulltarif. Jetzt forcieren US-Erotikunternehmen den Kampf gegen die Gratiskultur: Nutzern und Piratenseiten droht eine Klagewelle.

Glaubt man Vertretern der US-Porno-Branche, dann stehen sie mit dem Rücken zur Wand. Zwar ist das Web voll mit ihren Waren, Geld verdienen damit aber nicht die Unternehmen, sondern andere: Porno-Piratenseiten, die die Filme der Sex-Studios unautorisiert weiterverbreiten.

Und weil sie das auch noch kostenlos tun, beklagen Porno-Produzenten zunehmend Einnahmeausfälle. Ihr Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr - und das wollen die Anbieter nicht länger hinnehmen.

Mitte Oktober trafen sich Vertreter der wichtigsten Unternehmen konspirativ an einem geheim gehaltenen Tagungsort in Tucson, Arizona, zur Branchen-Krisensitzung.

Thema der Veranstaltung: Wie zwingt man Porno-Piraten in die Legalität oder fegt sie aus dem Web? Wie soll man gegen Porno-Kunden vorgehen, die unautorisiert Waren weiterverbreiten, an denen sie keine Rechte halten? Oder noch konkreter: Soll die Porno-Branche nach dem Vorbild der Musikindustrie damit beginnen, ihre eigene Kundschaft mit Abmahnungen und Klagen zu disziplinieren?

Sollte das geschehen, hätte das massive Auswirkungen auf das gesamte Web. Denn auch wenn es heute selten thematisiert wird, ist Pornografie nach wie vor eine der populärsten Anwendungen des Webs.


Die Porno-Branche: Niedergang mitten im Sex-Boom

Mehr noch: Die Pornografie war und ist einer der wichtigsten Entwicklungsmotoren von Internet und WWW. Nackte Tatsachen gehörten zu den ersten erfolgreichen kommerziellen Angeboten in jenen Zeiten, als der Begriff Online noch für Dienste wie BTX, Compuserve oder America Online stand. Bis zu zehn Mark zahlten BTX-Kunden Anfang der neunziger Jahre für den Aufruf eines einzigen Pin-up-Bildes.

Berichte zu Kampf dem Erotik-Klau im Freierforum Heute erscheint das in mehrfacher Hinsicht unglaublich. Galt die Sexbranche einst als Pionier des E-Commerce, ist sie heute die gebeuteltste aller Entertainment-Branchen. Porno ist "Commodity" - etwas, das so selbstverständlich verfügbar ist, dass kaum mehr jemand dafür bezahlt. Zwar fehlen belastbare Zahlen, doch lässt sich der Einbruch der Umsätze der Porno-Branche schon an den Aktienkursen einzelner Firmen ablesen.

Beate-Uhse-Aktie etwa steht seit Jahren unter Druck. Playboy-Papiere legten zuletzt zwar wieder zu, notieren aber noch immer bei nur einem Drittel ihres Wertes von vor fünf Jahren.

Kein Zweifel, alle Branchengrößen leiden. Der DVD-Absatz kollabierte von 2004 bis 2008 erst um angeblich 50 Prozent, um im Anschluss zu einem Marginalgeschäft zu verkümmern.


Schuld sind Videoseiten nach dem YouTube-Modell

Die Ursache gilt als ausgemacht. Pornografie ist seit den Anfängen des Internet allgegenwärtig, kostenfrei und vermeintlich anonym abrufbar. Zeitweilig hat die damit verbundene Sexualisierung des öffentlichen Raums der Branche wohl sogar genützt. Spätestens seit dem Frühjahr 2007, als plötzlich eine ganze Reihe von Videoportalen eröffnete, kollabieren die Umsätze mit pornografischen Copyright-Materialien aber auch im Web.

In der Porno-Branche wiederholte sich so die Leidensgeschichte der Musik- und Filmindustrie - nur schlimmer. In ihrem Fall heißt der Feind "-tube".
Tube-Seiten sind Videoportale nach YouTube-Vorbild. Sie verteilen ohne Alterskontrolle oder Zahlung Porno-Clips, ihre einzige Einnahmequelle ist Werbung.

Die erfolgreichste Seite ist YouPorn, in den Statistiken von Alexa immerhin auf Rang 72 der erfolgreichsten Webseiten der Welt verzeichnet.
Wenn es nach dem Willen von Vertretern der Porno-Branche geht, die sich Mitte Oktober geradezu konspirativ in Tucson trafen, wäre nicht nur diese Seite innerhalb von 15 Monaten entweder aus dem Web verschwunden oder würde Copyright-Abgaben an die Rechteinhaber der dort unlizenziert verteilten Fleischfilmchen zahlen.

Denn das ist das Ziel, dass sich die US-Porno-Branche gesetzt hat. Bis Januar 2012 sollen die unlizenzierten Verteiler entweder in die Legalität gepresst werden oder verschwinden. Ein ziemlich ambitioniertes Ziel, wenn man bedenkt, dass man etwa im Fall YouPorn bis heute nicht weiß, gegen wen man da eigentlich klagen soll: Die Betreiber sind unbekannt, Gerüchten zufolge sitzen sie entweder in Malaysia oder Deutschland, zumindest die Server stehen aber in den USA.

Es ist nicht der erste Angriff der US-Sexbranche auf die Porno-Parasiten der Tube- und P2P-Betreiber. Schon 2007 gründete sie mit diesem Ziel die PAK Group, die in den folgenden Monaten mit einigen erfolglosen Klagen gegen Tube-Seiten Schlagzeilen machte - und virtuell, aber wohl weitgehend untätig bis heute fortbesteht. Schon damals war einer der Initiatoren das Unternehmen Pink Visual.

COPYRIGHT: DER SPIEGEL

DER SPIEGEL, 29.10.2010 (gekürzt)

 
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