Problem-Puff ist jetzt Hostel für Monteure
Das Bordell gegenüber der Moschee, das bundesweit für Schlagzeilen sorgte, ist geschlossen worden. Kreis kontrolliert Freudenhäuser.
Pinneberg. Pinnebergs Problem-Puff ist keiner mehr. Das Bordell gegenüber einer Moschee, das seit dem Sommer 2016 bundesweit für Schlagzeilen sorgte, ist geschlossen worden. Das bestätigte die Stadt jetzt auf Anfrage des Abendblatts. „Nach unseren Erkenntnissen gibt es seit einigen Monaten dort keine Prostitution mehr“, so Rathaussprecherin Maren Uschkurat. Stattdessen sei an der Friedenstraße nunmehr eine Art Hostel beheimatet.
Die Idee einer Hecke als Sichtschutz verpuffte
Ein Blick ins Internet scheint das zu bestätigen. Dort werden aktuell Zimmer zur Übernachtung angeboten. In dem unscheinbaren, kastenförmigen und gelb getünchten Haus unweit des Marktplatzes sollen nun wohl vor allem Monteure unterkommen. „Davon gehen wir aus“, sagt Uschkurat nach Rücksprache mit dem Gewerbeamt.
Rückblick: Anfang August 2016 berichtet das Abendblatt erstmals über den wachsenden Unmut an der Friedenstraße. Der Vorstand einer türkischen Moschee von der gegenüberliegenden Straßenseite macht mobil gegen das kleine Freudenhaus, weil unbekleidete Frauen an Fenstern angeblich Gläubige verstören.
Tags darauf tummeln sich bereits Fotografen und Kamerateams in der kleinen Sackgasse. Der Protest der Pinneberger Muslime gegen aus ihrem Gebetsraum zu sehendes Rotlicht wird kontrovers diskutiert. Der Moscheeverein, über den eine Flut von Anfragen hereinbricht, zieht sich aus der Öffentlichkeit zurück.
Bürgermeisterin Urte Steinberg schaltet sich noch 2016 in den Streit zwischen islamischer Gemeinde und Bordellbetreiber ein. Am Ende der Verhandlungen steht die Idee, das kleine Freudenhaus mit zusätzlichem Sichtschutz zu versehen. Das Etablissement soll hinter einer hohen Hecke verschwinden. Doch die Idee verpufft, Gärtner kommen nie. Stattdessen geht der Betrieb in dem gelben Haus an der Friedenstraße munter weiter. Wechselnde Damen bieten in einschlägigen Internet-Foren ihre Dienste an.
Womöglich ist die jetzige Schließung des kleinen Freudenhauses in Pinneberg auch Reaktion auf das Prostitutionsschutzgesetz, das seit Juli vorigen Jahres Anwendung findet. Bordellchefs, die sich nicht beim Kreis Pinneberg melden und das Gesetz somit missachten, müssen nämlich mit saftigen Strafen rechnen.
Das Betreiben des Gewerbes ohne Erlaubnis kann mit einer bis zu fünfstelligen Geldbuße geahndet werden. Mitarbeiter des Kreises kontrollieren mutmaßliche Etablissements.
Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg zeigt sich erfreut, dass die Situation an der Friedenstraße entschärft ist. Es sei gut, dass die Geschichte einen Abschluss finde, lässt die Verwaltungschefin ihre Sprecherin Uschkurat ausrichten. Allerdings geht man in Pinnebergs Rathaus davon aus, dass lediglich ein Ortswechsel innerhalb der Stadtgrenzen vollzogen wurde und bislang in der Friedenstraße arbeitende Prostituierte nun in anderen Wohnungen der Kreisstadt ihr Geld verdienen.
Ein weiterer Blick auf besagte Internet-Plattformen scheint das zu bestätigen. Dort tauchen einige Adressen und Hausnummern im Stadtgebiet auffallend häufig auf. An der Mühlenstraße, an der Elmshorner Straße sowie an der Bahnhofstraße bieten Frauen, die sich Evelyn, Karina und Jenny nennen, ihre Körper an.