• Anforderungen zur Nutzung des Freiermagazins

    Dieses Forum wurde lange Zeit nur wenig moderiert, es hat sich wie die meisten Foren zu einer Müllhalde entwickelt. Private Gespräche, notgeile Fragen und Unmengen an Einzeilern wurden eingestellt. Das hört jetzt auf. Wir erwarten informative Beiträge in einer lesbaren Sprache. Für private Unterhaltungen nutzt man das Nachrichtensystem. Wer das leisten kann und will, ist herzlich willkommen. Alles und jeder, der nicht zu diesen Anforderungen passt, wird kommentarlos aussortiert.
  • Neues Pattayaforum online

    Für Insider und Kenner gibt es ein neues Pattayaforum ohne öffentlichen Zugang.

    Diese Information kann wie die meisten Einblendungen dieser Art mit dem X rechts oben gelöscht werden.

Magazin Prostituierte macht polnischen Politiker willenlos

Tron

User
Beiträge
2.039
C
0 0 0 0
Ein kompromittierendes YouTube-Video zeigt den polnischen Abgeordneten Krzysztof Piesiewicz haltlos und in Frauenkleidern.

Ein Mitbürger, mehr oder weniger normal, verstrickt sich nach und nach in ein Spinnennetz. Organisierte Erpresser haben es für ihn gesponnen. Am Ende greift der Mann zum letzten und einzigen Mittel: zur Selbstjustiz. Das ist der Stoff, aus dem einige der besten polnischen Filme sind. Oft lagen ihnen wahre Begebenheiten zugrunde.

Ereignisse wie jene, in die sich heute Krzysztof Piesiewicz verstrickt sieht. Er ist verzweifelt: „Ich würde mich nicht wundern, wenn jemand in ähnlicher Lage zur Kalaschnikow greift." Senator Piesiewicz ist kein unbeschriebenes Blatt. Der groß gewachsene Mann war vor der Wende in Polen Anwalt, Verteidiger vieler Bürgerrechtler.

Piesiewicz war Ko-Drehbuchautor großer Filme

Nach der Wende ging er in die Politik; seit 1991 sitzt er im Oberhaus in Warschau, heute für die liberale Regierungspartei. Doch was ihn berühmt gemacht hat, ist etwas anderes. Krzysztof Piesiewicz, ein Mann mit Gespür für menschliche Irrungen und Wirrungen, war Ko-Autor der Drehbücher zu allen großen Filmen des Regisseurs Krzysztof Kieslowski.

Berichte zu Prostituierte macht polnischen Politiker willenlos im Freierforum Die „zwei Leben der Veronika“, die „kurzen Filme“ über das Töten und über die Liebe, die Serie „Dekalog“, die Trilogie der „Drei Farben“: Ohne Piesiewicz hätte es sie nicht gegeben. Die Begebenheiten, die sein Leben verändern sollten, begannen im Sommer 2008 auf einer Straße im Zentrum Warschaus. Der Senator, Familienvater, aber von seiner Frau getrennt lebend, wird von einer Dame angesprochen.

„Verhalten, Kleidung, Redeweise“, da schwört der Senator Stein und Bein, hätten absolut nicht an das „älteste Gewerbe der Welt“ denken lassen. Heute muss er anerkennen: Das war nur das fehlerfreie Vorgehen der anderen Seite, die genaue Kenntnis seines psychologischen Profils. Er unterhält sich mit der Frau (wir wissen heute: Joanna D.) auf der Straße, lädt sie für den Abend zu sich ein.

Er trägt Damenwäsche und schnupft weißes Pulver

Einige Tage später ein zweites Treffen. Wieder vergeht einige Zeit, da ruft Joanna nachts an: Sie habe ihr Auto zu Schrott gefahren. Sie fordert umgerechnet etwa 400 Euro Unterstützung. Dem Senator erscheint dieses Verhalten durchgeknallt, er legt den Hörer auf.

Jetzt meldet sich Joanna dezent per SMS. Sie schreibt von ihrer kleinen Tochter. Sie will „reden“. Und der Senator – „vielleicht war das der größte Fehler meines Lebens“ – will es irgendwann auch. Man verabredet sich für einen Tag nach dem Sommerurlaub.

Ach, kündigt Joanna kurzfristig an, Sie bringe noch eine Freundin mit, die gerade angekommen sei. „Ich kann nicht sagen, was bei mir dann den Verlust des Bewusstseins ausgelöst hat“, sagt Piesiewicz heute. „Die haben mit mir gemacht, was sie wollten.“ Der Senator trägt Damenwäsche, er schnupft ein weißes Pulver, dem Augenschein nach Rauschgift – und alles wird gefilmt. Das Ganze ist heute noch auf YouTube zu sehen.

Piesiewcz wird mit Filmaufnahmen erpresst

Wenig später meldet sich ein seriös wirkender Mann und macht höflich ein Angebot: Übergabe der Filmaufnahmen gegen Zahlung von 80.000 Euro. Der Senator zahlt. Zwei Wochen später bietet Joanna dieselben Aufnahmen an, für 9000 Euro. Der Senator zahlt. Einige Wochen später eine Frau, die sich als Journalistin ausgibt. Der Senator zahlt wieder.

Ein Jahr später: Joanna bietet die Aufnahmen dem Privatsender Polsat an. Der Sender zahlt nicht. Dann meldet sich eine unbekannte Frau beim Senator: Ihr Dackel habe eine DVD mit den Aufnahmen gefunden. (Piesiewicz ist zufällig Dackelliebhaber.)

Als Jurist sieht der Senator: Die Täter gehen so geschickt vor, dass man ihnen keine Erpressung vorwerfen kann. Erst als die Frau mit dem Dackel per SMS mitteilt: „Wenn du uns nicht…, dann …“, ist der Straftatbestand erfüllt. Die Täter drohen, die Filme an die Presse zu geben.

Er schaltet Polizei ein und stellt sich Öffentlichkeit

Doch diesmal ist die Polizei dabei. Bei der geplanten Übergabe an einer belebten Kreuzung greift sie zu. Das Spiel geht weiter. Die Verdächtigen beschuldigen den Senator des Rauschgiftbesitzes, was immerhin strafrechtlich von Belang ist. Jetzt wird auch gegen den Senator ermittelt.

Dann platzt die Bombe: Die Boulevardzeitung „Super Express“ stellt den Film auf ihre Internetseite. Das sei der „Niedergang des Journalismus“, kommentiert eine seriöse Zeitung. Auch Regierungs- und Parteichef Donald Tusk reagiert. Er verkündet das Ende der politischen Karriere des Senators.

In Krzysztof Krauzes Film „Dlug“ (Die Schuld) sieht ein Geschäftsmann, dem ein Verbrecher Geld abpressen will, keinen anderen Weg, als den Verbrecher einen Kopf kürzer zu machen. Das ist der leichtere Weg. Piesiewicz greift nicht zum letzten Mittel.

Im Herbst will Kryzstof Piesiewicz kandidieren

Er ist zwar gealtert, hat „das Vertrauen in die Medien verloren“, wie er sagt, ist verzweifelt über einen „darwinistischen Kampf ums Dasein“. Beeindruckt haben ihn die Warschauer Polizei, die Treue einiger Freunde, die Solidaritätsbekundungen Unbekannter auf der Straße. Er wählt den schwersten Weg: den des Rechtsstaats. Im Prozess, der gerade seinem Ende entgegengeht, stellt er sich seinen Peinigern.

Und er hofft auf Rehabilitierung durch die oberste Instanz, den Souverän: Im Herbst sind Wahlen in Polen, und Krzysztof Piesiewicz will kandidieren. Schon melden sich Befürworter und Kritiker seines Schritts. Polnische Filme haben selten Happyends. Doch vielleicht hält das Leben ein besseres Drehbuch bereit.


Welt online, 05.08.2011




 
Oben