Laptoptime, 23:16 Uhr, Budapest
Himmel! Ist mir schlecht, und ich weiß noch nicht genau, ob ich der Erinnerung an den guten Geschmack wegen das Zeugs noch eine Weile im Bauch ertragen soll oder besser gleich die Zweifingertechnik versuche, um schnellstmöglich den Magen frei zu kotzen. Überhaupt stelle ich fest, dass Essen im Ausland meine Sache nicht ist, selbst Mc Doof reizt mich in keinster Weise.
Heute mittag aufgebrochen um mir eine Stadtrundfahrt anzutun, musste es mal wieder mal die Version XLarge sein. Nicht bedacht jedoch habe ich wie nervig es ist, wenn man stets denselben Kram auf deutsch, englisch und ungarisch zu hören bekommt.
Ich weiß jetzt alles über die Stadtzusammenlegung von Buda, Pest und Óbuda, über berühmte Kaffeehäuser, Thermalquellen, diverse Paläste, Brücken und warum der Ungar so ist, wie er ist, was mich wieder zum Essen bringt: Auf der wirklich nervigen Tour habe ich ein herzallerliebstes Paar aus, ähem, kennen gelernt, die sich warum auch immer so sehr über meine Gesellschaft gefreut haben, dass sie mich unbedingt in ein richtiges ungarisches Restaurant einladen mussten.
Das war alles sehr nett und herzlich, allein was mich auf den umliegenden Tischen an diversem Zeugs angestrahlt hat, lies mich erkennen, dass eine Darmgrippe und eine Erkältung gar nicht weit voneinander entfernt sind, und ich heute besser mal noch nichts außer trocken Brot zu mir nehmen sollte, auch vom Wein habe ich die Finger gelassen, womöglich hätte ich den beiden lieben Leuten dann noch zwei, drei Anekdoten hier aus dem Forum zum besten gegeben. Sie halten mich für einen soooo liebenswerten jungen Mann aus Deutschland. Recht haben sie!
Zumindest habe ich jetzt eine Einladung, die beiden im Sommer in Pécs (oder zumindest nahe dran) zu besuchen. Die Kamera habe ich natürlich liegen lassen oder besser gesagt hatte diese ein gewisser Schroeder heute bei sich, Blödmann! - insofern erspare ich mir weitere Geschichten zur Stadtrundfahrt, auf Anfragen antworte ich aber nun gerne als gewiefter Kenner der Stadtgeschichte.
Zurück im Hotel finde ich einen schlecht gelaunten Schroeder vor, der schon wieder nicht weiß, was er mit seiner Dauererektion anfangen soll, zum ficken sei er heute einfach zu müde. Worauf ich ihm eine Handentspannung angeboten habe.
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Als mich der kleine Hunger zu quälen beginnt, ziehe ich mir nochmal die Schuhe an und spaziere durch die Umgebung, und weiß nun klar und deutlich, dass ich ihm nächsten Leben was anständiges lernen (oder besser noch als von Beruf Sohn zu Welt kommen) werde, denn mein Weg führt mich direkt am Hotel VIER JAHRESZEITEN vorbei, worin ich nun viel lieber als hier nächtigen würde.
Soweit ich mir das Zimmer dort auch nicht leisten kann, soweit reicht es dann wenigstens für ein Abendessen in einem der beiden Restaurants dort.
Ich entscheide mich spontan für das rechte von beiden, nehme Platz und erfreue mich am Ambiente. Nach einem Kaffee, einem nicht gebrachten frischen O-Saft (habe ich den eigentlich bezahlt? ) gibt es einen Caesars Salad, der wirklich recht lecker war sowie eine ungarische Spezialität, die mir wie schon oben erwähnt nun im Magen liegt und allzu gerne vom Balkon aus in die Donau gekotzt werden will.
Dazu gibt es einen wirklich hervorragenden ungarischen(! ) Wein; wer nichts weiß wie meiner einer, kann sich nicht wirklich vorstellen, dass man hier guten Wein bekommen kann... aber diese Unwissenheit werde ich schon morgen Abend abschaffen, laut meinem sbekannten Therapeuten stünde es mir ja gut an, wenn ich mir öfters die Kante geben würde.
:bier:
Nach der Hauptspeise wird der Oberkellner leider recht penetrant - ich verstehe ja, dass man Umsatz machen will, ich war lange genug in der Gastronomie - aber das ständige Stören meiner lang vermißten Zeitungslektüre geht mir gelinde gesagt auf den Wecker. Zur Belohnung erfreue ich mich daran in wie vielen Sprachen ich Danke sagen kann. Zweimal erwische ich ihn völlig auf dem falschen Fuß, da er nicht peilt, peilen kann, ob ich jetzt Italiener, Spanier oder Deutscher bin und wie er zu antworten hat.
rrrr:
Als mir der Kerl dann noch erzählen will, dass es in diesem Restaurant verboten sei zu fotografieren, überlege ich kurz ihn zu fragen, ob er denn die Forenregeln nicht gelesen hat, da steht doch klar und deutlich, dass man seinen Admin nicht während des Essens ungefragt anzusprechen hat! Aber er würde den Joke wohl kaum verstehen können. Vielleicht hängt es aber auch damit zusammen, dass nebenan das Innenministerium beheimat ist. Egal. Natürlich habe ich mich nicht abhalten lassen die Cam zu nutzen.
Die eben angesprochene Zeitungslektüre übrigens läßt mich auch die nächsten Tage vollends auf externe Informationen verzichten wollen.
Frau Merkel hat eine Neujahrsansprache gehalten. Aha, wozu? Hat sich das etwa jemand angehört? Ich kann Euch gerne eine Sprachprobe direkt aus Ungarn als MP3 senden, ist sicherlich ebenso interessant.
Schäuble, der blöde Sack, hält immer noch seine Themen oben, dabei ist es selbstverständlich, dass eine bereits gegebene Information genutzt wird, wenn es brennt.
Wie man dabei allerdings ausschließen soll, dass genau darum solche Informationen nicht grundsätzlich durch Folter gewonnen werden, weiß ich auch nicht. Andererseits interessiert es mich auch recht wenig, ob man irgendeinem bombenlegenden Drecksack auf die Fresse haut. Aber das darf man so natürlich nicht sagen...
Weiterhin arbeiten die Agenten der ehemaligen K&K-Monarchie gewissenhaft daran, das Militär wieder gesellschaftstauglich zu machen, dabei haben wir, wie an anderer Stelle bereits erörtert, passende Notstandsgesetze, die im Falle eines Terroranschlags greifen. Eine großartige Kritik dazu, kann man in der FAZ nicht erwarten, ich überlege aber, ob ich analog zu oben das Blatt auch dann nicht mehr lesen sollte, wenn ich es bereits kostenfrei in Händen halte.
Wie auch immer. Ich zahle meine Zeche, schlendere retour in dieses schäbige Hotel nicht ohne vorher noch ein, zwei Snapshots gemacht zu haben, die ich gleich anhängen werde und gehe zu Bett.