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Josef12
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Quelle: www.n-tv.de
Freitag, 1. September 2006
Thailand in tiefer Krise
"Am Rande des Bürgerkriegs"
von Hommy Dara
Eigentlich war am Donnerstag nichts Besonderes passiert - außer dass 23 Bomben in der südthailändischen Provinz Yala explodierten, hundert Menschen verletzt wurden und ein Mann sein Leben verlor. Doch Bombenterror gehört im Süden Thailands genauso zum Alltag wie Regen in Deutschland.
Die Separatistenorganisation "Bersatu" kämpft seit Jahren für eine Unabhängigkeit des überwiegend muslimischen Südens. Ein Polizeioffizier der Kleinstadt Satun bringt es auf den Punkt: "Letzte Woche waren es noch 100 Anschläge. Diese Woche sind es nur noch 23 gewesen. Also ich denke das ist eine beachtliche Reduzierung! " Der Mann meint das nicht sarkastisch - für ihn ist das ein sehr ernstes Thema.
Die Anschläge vom Donnerstag fanden dennoch eine besondere Aufmerksamkeit, weil der thailändische Ex-Premier Anand Panyarachun sich zu Wort gemeldet hatte. In einem offenen Brief an das Volk, publiziert in einer Tageszeitung, sprach Anand das aus, was viele Thais schon lange denken, aber nicht auszusprechen wagen. "Thailand steht am Rande eines Bürgerkrieges", erklärt der Politiker seinen Lesern und geht mit seinem Nachfolger Thaksin Shinawatra scharf ins Gericht.
Thaksin habe durch die Ausrufung des Kriegsrechts im Süden das Land ins Chaos gestürzt. Ferner, so der Ex-Premier weiter, habe das unsinnige Verbot der malaiischen Sprache Bahasa in Thailand die Motivationen der Separatisten nur gestärkt. Politische Beobachter geben Anand Recht und sprechen von einer "tickenden Zeitbombe".
Thailand, das seit Monaten de facto keine Regierung mehr hat, ist auch im Norden des Landes tief gespalten. Während Thaksin in ländlichen Gegenden eine große Zustimmung erhält, ist er bei Intellektuellen, Menschenrechtlern und Studenten in den Großstädten verhasst. Die Liste der Vorwürfe ist lang: Korruption, standrechtliche Hinrichtungen, Menschenverschleppung und Wahlbetrug sind nur einige. Der aus einfachen Verhältnissen stammende Premierminister gilt als der reichste Mensch in Südostasien und trägt den Spitznamen "Berlusconi Asiens".
Thaksin hat Anfang des Jahres sein Unternehmen Shincorp für 1, 6 Milliarden US-Dollar an die singapurische Temasek-Holding verkauft. Zehn Tage vorher hatte er die Steuergesetze entsprechend geändert und sich selbst von jeglicher Steuerpflicht befreit. Die daraus resultierenden Unruhen führten zu Neuwahlen, die später wieder annulliert wurden. Seitdem ist Thailand nur noch mit einer provisorischen Regierung ausgestattet.
Seinen Rückhalt bei der ländlichen Bevölkerung erwarb er sich durch ungewöhnliche Umstrukturierungen im Sozialbereich. Zum ersten Mal in der Geschichte Thailands sind auch arme Menschen krankenversichert.
Freitag, 1. September 2006
Thailand in tiefer Krise
"Am Rande des Bürgerkriegs"
von Hommy Dara
Eigentlich war am Donnerstag nichts Besonderes passiert - außer dass 23 Bomben in der südthailändischen Provinz Yala explodierten, hundert Menschen verletzt wurden und ein Mann sein Leben verlor. Doch Bombenterror gehört im Süden Thailands genauso zum Alltag wie Regen in Deutschland.
Die Separatistenorganisation "Bersatu" kämpft seit Jahren für eine Unabhängigkeit des überwiegend muslimischen Südens. Ein Polizeioffizier der Kleinstadt Satun bringt es auf den Punkt: "Letzte Woche waren es noch 100 Anschläge. Diese Woche sind es nur noch 23 gewesen. Also ich denke das ist eine beachtliche Reduzierung! " Der Mann meint das nicht sarkastisch - für ihn ist das ein sehr ernstes Thema.
Die Anschläge vom Donnerstag fanden dennoch eine besondere Aufmerksamkeit, weil der thailändische Ex-Premier Anand Panyarachun sich zu Wort gemeldet hatte. In einem offenen Brief an das Volk, publiziert in einer Tageszeitung, sprach Anand das aus, was viele Thais schon lange denken, aber nicht auszusprechen wagen. "Thailand steht am Rande eines Bürgerkrieges", erklärt der Politiker seinen Lesern und geht mit seinem Nachfolger Thaksin Shinawatra scharf ins Gericht.
Thaksin habe durch die Ausrufung des Kriegsrechts im Süden das Land ins Chaos gestürzt. Ferner, so der Ex-Premier weiter, habe das unsinnige Verbot der malaiischen Sprache Bahasa in Thailand die Motivationen der Separatisten nur gestärkt. Politische Beobachter geben Anand Recht und sprechen von einer "tickenden Zeitbombe".
Thailand, das seit Monaten de facto keine Regierung mehr hat, ist auch im Norden des Landes tief gespalten. Während Thaksin in ländlichen Gegenden eine große Zustimmung erhält, ist er bei Intellektuellen, Menschenrechtlern und Studenten in den Großstädten verhasst. Die Liste der Vorwürfe ist lang: Korruption, standrechtliche Hinrichtungen, Menschenverschleppung und Wahlbetrug sind nur einige. Der aus einfachen Verhältnissen stammende Premierminister gilt als der reichste Mensch in Südostasien und trägt den Spitznamen "Berlusconi Asiens".
Thaksin hat Anfang des Jahres sein Unternehmen Shincorp für 1, 6 Milliarden US-Dollar an die singapurische Temasek-Holding verkauft. Zehn Tage vorher hatte er die Steuergesetze entsprechend geändert und sich selbst von jeglicher Steuerpflicht befreit. Die daraus resultierenden Unruhen führten zu Neuwahlen, die später wieder annulliert wurden. Seitdem ist Thailand nur noch mit einer provisorischen Regierung ausgestattet.
Seinen Rückhalt bei der ländlichen Bevölkerung erwarb er sich durch ungewöhnliche Umstrukturierungen im Sozialbereich. Zum ersten Mal in der Geschichte Thailands sind auch arme Menschen krankenversichert.
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