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Timmerbergs Reise-ABC Rezension)

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Helge Timmerberg
[FONT=helvetica, arial, sans-serif]Timmerbergs Reise-ABC[/FONT]
[FONT=helvetica, arial, sans-serif]124 Seiten
[FONT=helvetica, arial, sans-serif]7, 00 Euro[/FONT]
[FONT=helvetica, arial, sans-serif]ISBN [/FONT][/FONT]3492245188


Berichte zu Timmerbergs Reise-ABC Rezension) im Freierforum
 
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Über den Autor

Helge Timmerberg, geboren 1952 in Dorfitter (Hessen), entschloß sich mit zwanzig im Himalaja dazu, Journalist zu werden. Seitdem schreibt er Reisereportagen aus allen Teilen der Welt - bisher mit Ausnahme der Fidschis und Australien. Nur Crew-Mitglieder der großen Fluglinien sind möglicherweise mehr unterwegs. Seine Wohnung nennt er Basis-Camp, und alle Ansätze des modernen Nomaden, ernsthaft seßhaft zu werden, schlugen bisher fehl. Er versuchte es in Marrakesch (drei Jahre), in Havanna (zwei Jahre) und Wien. Zur Zeit ist Berlin sein ständiger Abflugsort.

Timmerberg schreibt für die wichtigsten Pressetitel der Republik, bisher u. a. in Tempo, Bunte, Süddeutsche Zeitung Magazin, Stern, Der Spiegel, Die Zeit, Die Woche, Bild, BZ, Elle, Playboy, Penthouse, Lui, Merian, Pur, Wiener, Wienerin, Allegra.

Er testete für verschiedene Redaktionen so gut wie sämtliche Drogen, und war ein wichtiger Reporter des legendären Lifestylemagazins Tempo, bei dem er schon mal mit einer spektakulären Reportage über die Pornoindustrie aufgrund des erfolgten Verkaufsverbots in Bayern die Auflage verdoppelte.

Helge Timmerberg ist aber nicht nur als Skandaljournalist bekannt geworden, sondern hat sich auch durch seine abenteuerlichen Reiseberichte einen Namen gemacht, die in jeder Hinsicht den ganzen Mann forderten. Von beidem zeugen die Stories in den Büchern dieses modernen Nomaden, der ohne Reisen nicht leben kann: Tiger fressen keine Yogis und Timmerbergs Reise-ABC.

Timmerberg ist das enfant terrible des deutschen Journalismus, der es schafft, in BILD und ZEIT gleichzeitig zu schreiben.
 
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Kurzbeschreibung

Dieses Buch gehört in jede Reisetasche, und man möchte nicht eher aus dem Flieger steigen, als bis man es durchgelesen hat. Und das ist auch besser so, denn der ein oder andere Tipp wird vielleicht noch gebraucht - in der gefährlich-schönen Fremde.

Der renommierte und in der deutschen Presselandschaft omnipräsente Reise- & Abenteuerjournalist Helge Timmerberg behandelt in 26 Geschichten von A bis Z auf humorvolle Weise die wichtigsten Themen, die für Reisende von Interesse sind. In A - wie Anfängerfehler, B - wie billig, D - wie Diarrhöe, E - wie Einheimische oder G - wie Gefahr bis Z - wie Zahnarzt werden dem Leser auf äußerst kurzweilige aber literarische Weise die Besonderheiten, Skurrilitäten und Gefahren auf Reisen mit einem Augenzwinkern nahegebracht und die kleinen aber wirkungsvollen Tricks eines erfahrenen Weltenbummlers im Umgang mit den Widrigkeiten der Fremde verraten. Aber Timmerberg vermag es neben kurzweiligen Anekdoten auch immer wieder, innere Erfahrungen von Reisenden anschaulich zu vermitteln.

Zahlreiche Geschichten sind mit witzigen Abbildungen des schwarzhumorigen und besten Comiczeichners Deutschlands 2002, Peter Puck, illustriert, deren professioneller Strich die Leser zusätzlich zum Schmunzeln animiert.
 
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Auszug aus Timmerbergs Reise-ABC von Helge Timmerberg.

Copyright © 2004. Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten.

G – wie Gefahr

Es geschah an einem Strand auf Bali. Sie hatten mich vor den Strömungen gewarnt, aber damit hatte ich trotzdem nicht gerechnet. Ich stand bis zu den Knien im Wasser, nicht tiefer, und plötzlich zog ein Riese an meinen Füßen, so scheiß groß wie der Ozean. Und ich kam nicht dagegen an, ich kam nicht raus, ich kam nicht mal nicht von der Stelle, ich kam ins Meer. Was soll ich sagen, volle Pulle Kraulen in Richtung Strand, in Richtung Mädels, in Richtung Leben ganz allgemein. Ich habe die Minuten nicht gezählt, vielleicht eine, vielleicht zwei, die es brauchte und schon war ich 500 Meter von all diesen Begehrlichkeiten entfernt. Dann 1000.

Die Probleme:
1. Es wird nicht lange dauern und dann sind es 2000.
2. Es wird ebenfalls nicht lange dauern und ich kann nicht mehr.
3. Was für Fische gibt es eigentlich hier?

Der Tip eines Surfers rettete mir das Leben. Ich gebe ihn hiermit weiter. Die Strömungen sind zwar mörderstark und gehen weit hinaus, aber sie sind nicht sehr breit. Falsch ist: gegen Strömungen anschwimmen. Richtig: Immer seitlich raus.

Hunde sind hier und da auch eine Gefahr. Der Hund der dritten Welt ist in der Regel nicht sonderlich groß und kräftig, aber zäh und häßlich und tritt gern in Rudeln auf. Vor allem nachts, vor allem an Stränden. Und dann steht man da vielleicht mit seiner Braut und macht auf Romantik und erst sind es zwei, drei, vier, dann fünf, dann zwanzig. Das wird nicht nur laut, das wird ungemütlich. Ok, man kann mit Steinen werfen, aber nehmen wir mal an, es handelt sich um einen paradiesischen Sandstrand, auf dem wir stehen, Sand wie Samt und Seide bedeutet keine Steine. Was dann? Ich weiß nicht, ob es weltweit so gehandhabt wird, aber die Inder machen es so: Sie gehen nachts nie ohne Spazierstock aus. Einen richtigen Spazierstock mit einem gebogenen Knauf. Greift sie ein Rudel Hunde an, halten sie den Knauf knapp über dem Boden und drehen sich im Kreis. Das bricht den Hunden die Beine. Nicht übertrieben tierlieb, gewiß, aber einer muß immer sterben, hat Hemingway gesagt.

Was mir in Harlem zu einer Zeit passierte, als New York noch gefährlich war, kann heute in jeder anderen amerikanischen Großstadt geschehen, im Grunde in jeder Metropole der Welt. Es reicht, die falsche Highway-Ausfahrt zu nehmen, oder, noch gemeiner, man hat sich im Streckenplan der Underground vertan und spaziert zu Fuß ins Ghetto.

Ich war glücklicherweise nicht allein unterwegs. Und auch nicht zufällig. Ein schwarzer ehemaliger Undercover Polizist begleitete mich durch das nächtliche Harlem der frühen 80er Jahre, und da war diese Kreuzung, so fünfzig Meter vor uns und so an die 20 junge Schwarze standen da. Es war in der Zeit, in der man noch black is beautiful und nicht afroamerican sagte. Sie standen an der linken Seite der Kreuzung, wir gingen auf der rechten Straßenseite. "Hast du mal Feuer", fragte mein Begleiter und blieb stehen.

Das ist eine Drogengang, sagte er, während wir uns Zigaretten anzündeten. Die haben Baseballschläger, Messer und Pistolen. Und die haben schlechte Laune. Wenn wir umdrehen und zurückgehen, kommen sie hinterher. Wenn wir an der Kreuzung nach rechts abbiegen, kommen sie hinterher. Wenn wir auf unserer Straßenseite geradeaus weitergehen, kommen sich auch hinterher. Es gibt nur einen Weg. Wir werden jetzt auf ihre Straßenseite wechseln und direkt auf sie zu gehen. Und direkt durch sie hindurch. Geh nicht zu langsam und nicht zu schnell. Sieh ihnen nicht in die Augen. Antworte ihnen nicht. Ok?

Es ging ok. Der Gang kam der Jagdinstinkt abhanden. Die paar Momente ihrer Konzeptlosigkeit reichten, und wir waren durch und um die nächste Ecke und damit nicht nur außer Gefahr, sondern auch in angenehmer Umgebung. Mein Begleiter brachte mich zu einem Freund, der hier wohnte. Es war ein wundervoller, alter, schwarzer Mann, und er erzählte mir den Rest der Nacht Geschichten von der Art, die man weitererzählen kann. Ich hörte ihm zu und trank sein Bier. Was ich damit sagen will?
Erfahrungsgemäß liegen die schönsten Geschichten immer hinter der Gefahr. Direkt dahinter. Aber vielleicht irre ich mich da. Vielleicht liegt es auch nur am Überleben, daß man plötzlich wieder so gerne lebt.
 
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